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Zentauren erlaubt!  Neues aus der Asimov-Kellerbar

Der 3. Band der Asimov-Kellerbar-Satiren ist erschienen!

Auf 228 Seiten die besten Kellerbar-Satiren aus den letzten 10 Jahren!

Erhältlich im Buchhandel und bei allen Onlineversendern.

 

Zentauren erlaubt! - Neues aus der Asmov-Kellerbar

  • Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 228 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3695194456
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3695194452
  • Preis:       :  12,80 Euro

Auszug aus dem Buch:

(...)

 

War in jungen Jahren des fannischen Lebens schon der Besuch eines Cons, der mehr als 100 Kilometer entfernt lag und dessen Nettozahl an Besucher sich im zweistelligen Bereich bewegte, ein lang in Erinnerung bleibendes Erlebnis, so war die mögliche Anwesenheit bei einem WORLDCON (!) eine so sagenumwobene Vorstellung, dass für den Autor dieser Zeilen nicht einmal die grundsätzliche Möglichkeit eines Besuches in Betracht gezogen wurde.

Zwar wurde der Besuch eines nationalen Cons in den darauffolgenden Jahren ein eher normales Ereignis, dessen manchmal durchaus ernüchternde Erfahrung den gemeinen SF-Fan wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen vermochte, doch blieb der WORLDCON ein mystisches, sagenumworbenes Ereignis in einem fernen Land, an dem bekannte FILMSCHAUSPIELER und AUTOREN wie Clarke oder Brunner teilnahmen. Und auch die vielen BIG NAME FANS, deren Erlebnisse geradezu mystischen Charakter hatten und von Generation zu Generation weitergegeben wurden.

Und so blieb der Besuch an einem solchen Ort für viele Jahre ein Ding außerhalb jeder Überlegung. Bis London kam…

 

 

Tagebuch eines Worldcon-Besuchers

4. September

Lese gerade in Asimovs Science-Fiction Magazin über den nächstjährigen WorldCon. Ja, da hat es der Amerikaner einfach besser: Der muss praktisch nie ins Ausland fahren. Unsereins muss eine kleine Weltreise machen und ein Vermögen bezahlen, um in diese mystische Welt des Fandoms zu gelangen. Nichts gegen den Solaris-Con des Science-Fiction Clubs Wuppertal Süd, aber gegen George R.R. Martin als Ehrengast in London fällt Klaus N. Frick schon etwas ab. Ich blättere weiter. Das Ding heißt LonCon. LONDON?

 

12. September

Mir wird bewusst, dass dieser Worldcon in meiner geografischen wie monetären Reichweite ist. Und er findet in der hiesigen Ferienzeit statt, was mir die Möglichkeit eröffnet, in legaler Weise Urlaub zu nehmen.

Nun, die Teilnahmegebühr ist nicht ganz billig, zumal wenn weitere Familienmitglieder auf die Reise mitgenommen werden wollen. Auf der anderen Seite kann man daraus dann einen schönen Englandurlaub machen, vom Besuch der pulsierenden Metropole London mal ganz abgesehen.

In diesem Sinne fühle ich beim Rest der Familie vor. Die Begeisterung für den Englandurlaub ist vorhanden, zum Conbesuch ist die allgemeine Einstellung "Das kriegen wir dann auch noch rum".

Ja!!!

 

2. Oktober

Ich habe vier Mitglieder der Familie zum WorldCon angemeldet. Auf die Frage meiner Gattin nach den Kosten des Besuchs antworte ich ausweichend und erläutere, dass pro Stunde gerechnet der Con günstiger sei als ein Kinobesuch. Bei der misstrauischen Frage nach den Hotelkosten gebe ich zu bedenken, dass zum Jahresende die Con-Veranstalter verbilligte Reservierungskontingente bereitstellen werden.

Ich schaue unauffällig nach den regulären Hotelkosten im Umfeld des LonCons und erbleiche. Es gab Jahre, da hatten wir für den Preis einer Übernachtung einen ganzen Sommerurlaub gemacht. Beschließe, sicherheitshalber einen Nebenjob anzunehmen.

 

10. November

Ich werde an einem WoldCon teilnehmen! Ich kann es noch gar nicht glauben. Jetzt kann ich es Herbert endlich zeigen! Herbert ist der einzige, den ich kenne, der schon auf einem WorldCon war. Und auf jedem nationalen Con deswegen der Star ist. Seine Erzählungen über die Partys auf den Cons sind legendär, seine Berichte über Trinkspielchen mit bekannten Autorenstars lassen alle vor Neid erblassen. Er beginnt jeden Satz mit der Redewendung "Wenn ich als regelmäßiger WorldCon-Teilnehmer dazu etwas sagen dürfte…" 

Die Mädels himmeln ihn an.

Doch jetzt wird alles anders werden. Die Zukunft gehört mir. Bald werde ich der Star auf jedem Con zwischen Bottrop und Oberammergau sein.

 

2. Dezember

Die Liste der Hotels mit den verbilligten Zimmerkontingenten ist Online. Wir entscheiden uns für ein gutes Hotel in den Docklands, 50 Meter Luftlinie von der Kongresshalle entfernt. Schließlich soll alles entspannt und relaxed abgehen. Vom Frühstücksbuffet direkt in den Contrubel - und nach den üblichen Conbierchen ohne Transportprobleme zurück ins Zimmer. Ich schaue nach dem Termin für den Beginn der Anmeldung und notiere mir das Datum.

Wir haben beschlossen, mit dem Auto zum Con zu fahren.

 

28. Dezember

Um Mitternacht begann die Annahme der Anmeldungen. Gleich am frühen Vormittag platziere ich meine Zimmerwünsche. Leider ist das Hotel bereits ausgebucht. Das ist ärgerlich. Ich lasse die Hotels auf der Liste nach der Entfernung gruppieren und versuche es beim nächsten. Ebenfalls ausgebucht. Meine Frau bemerkt spitz, dass man bei solchen Ereignissen wirklich sofort buchen müsse.

Ich verweise kleinlaut auf die anderen Hotels der Liste und suche weiter.

Bei Platz 32 werde ich schließlich fündig. Das Hotel hat noch Zimmer frei (bei deren Preis ich wohl Teile meiner Altersversorgung auflösen werde) und befindet sich sogar ebenfalls am Dock. Anhand des Schaubildchens schätze ich eine Entfernung von höchstens einem Kilometer. Alles im grünen Bereich.

 

 

5. Mai

Meine Planungen stehen. Wie ich meiner Familie erläutere, muss damit gerechnet werden, dass ich unter all den englischen und amerikanischen Fans von den Veranstaltern als quasi offizieller Vertreter des deutschen Fandoms betrachtet werde. Teilnahme an Podiumsdiskussionen sowie als Gast bei den verschiedenen Panels kann man da natürlich nicht abschlagen.

Ich schlage meiner Familie vor, diesem Schicksal mit stoischer Ruhe zu begegnen und sich mit meiner fannischen Berühmtheit zu arrangieren.

Ich blicke der Zukunft voller Stolz entgegen.

 

12. Juli

Ich habe mir mein eigenes Programm zusammengestellt. Die Autorenlesungen vom großen Joe Haldemann, der berühmten Fantasy-Autorin Erica Thelfs und dem Hugo-Kandidaten John Chu sind ein Traum. Ich werde diese berühmten Autoren PERSÖNLICH kennen lernen! Welch eine Ehre! Und Jack Strobness wird kommen! Der sagenumwobene und berühmte Fan, über den mir Herbert schon so oft vorgeschwärmt hat. Jetzt würde auch ich ihn kennenlernen! Endlich!

 

15. August

Wir sind nach der Arbeit die Nacht durchgefahren, haben die Fähre genommen und sind jetzt in der pulsierenden Metropole London! Stelle allerdings fest, dass die Docklands mitnichten so flach und übersichtlich sind, wie es die Google-Karte nahegelegt hat. Hochhäuser über Hochhäuser…

Wir checken in unserem Hotel ein und hinterlegen auf Verlangen zur Sicherheit für unsere exorbitante Hotelrechnung einen nicht unerheblichen Geldbetrag im vierstelligen Bereich. Wir beschließen, am späten Nachmittag den Con zu besuchen.

Der Fußweg ist länger als vermutet. Dann stelle ich fest, dass am Zielpunkt leider kein Kongresszentrum ist, sondern ein 30-stöckiges Hochhaus einer bekannten international agierenden Bank.

Wie mir der misstrauische Wachmann erläutert, gebe es in den Docklands mehrere Docks. Das mit dem Kongresszentrum befände sich im übernächsten. Luftlinie höchsten 8 Kilometer. Meine Frau starrt mich an.

Der Automat an der empfohlenen Railway nimmt Bargeld und akzeptiert Kreditkarten. Leider haben wir nicht genügend britisches Geld dabei, und meine Kreditkarte wird aus unerfindlichen Gründen eingezogen. Nach Stunden des Herumirrens beschließen wir, zum Hotel zurückzukehren und am nächsten Tag einen neuen Anlauf zu machen.

 

16. August

Wir sind am Kongresszentrum angekommen.

WORLDCON!

Ich starre auf eine riesige Menschenmenge, Stände, Galerien, Veranstaltungshinweise. Selbst meine Familie ist beeindruckt.

Wir stellen uns in die Schlange für die Con-Anmeldung. Ein tolles Gefühl, hier in der Fremde als Deutscher Fan das heimische Fandom zu repräsentieren.

Ich wende mich dem vor mir stehenden Fan zu: "Phantastic atmosphere here, isn’t it?"

"Ha noi, der in Chicago war besser! Un der in Montreal."

Die beiden Fans aus dem Ruhrgebiet hinter mir bestätigen dies ungefragt und geben aber zu bedenken, dass Melbourne in Australien auch nicht schlecht gewesen wäre.

Wie sich herausstellt, sind fast alle Fans in der Schlange Deutsche. Und an der Anmeldung. Und bei den Helfern. Und bei den Händlern.

"Ich dachte, wir wären hier die einzigen deutschen Fans?"

Ich verweise auf den statistischen Zufall. Im Fan-Village sind ebenfalls lauter Deutsche. Und am Stand des SFCD. Völlig überfüllt mit deutschen Fans. Fanvereinigungen kamen mit gecharterten Reisebussen. Bewerber für Converanstaltungen hatten komplette Clubs eingeladen.

Ich gehe an den Bierstand, um endlich mal einen Engländer zu sprechen. Der junge Mann hinter dem Zapfhahn ist ein Student aus Deutschland.

 

17. August

Habe meine gelangweilte Familie in die Stadt geschickt und beschließe, mein literarisches und fannisches Programm abzuarbeiten.

Ich gehe zur Buchlesung von John Chu. CHU! Ein Gigant am aktuellen literarischen Himmel. Endlich lerne ich ihn kennen.

Statt wie von mir erwartet, werden die Buchlesungen nicht in der großen Halle, sondern in kleinen Nebenräumen abgehalten. 22 Teilnehmer.

Wie sich herausstellt, ist Chu rein körpermäßig eher schmächtig und liest stockend von seinem Smartphone. Er liest ein Kapitel einer seiner mir unbekannten Kurzgeschichten. Die Lese-App stürzt immer wieder ab. Als die halbe Stunde rum ist, beendet er das Vorlesen abrupt und verschwindet schnell.

Und dem habe ich meine HUGO-Stimme gegeben!

Erica Thelfs ist überraschenderweise geschätzte 85 Jahre alt (ihr Photo in den Büchern lässt ein Alter von Anfang 30 vermuten) und ist mit ihrem Gebiss beim Vorlesen kaum zu verstehen.

John Haldeman liest aus einem neuen Roman die ersten 3 Seiten vor. Bei der zur Verfügung stehenden Zeit reicht es lediglich für die Einführung der handelnden Personen. Dann steht er auf und verschwindend unter stehendem Applaus.

Die Sitznachbarn links und rechts sprechen mich in stark deutsch gefärbtem Englisch an. Ich gebe vor, nur ungarisch zu verstehen und mache mich eilig davon.

 

18. August

Wir verlassen den Con. Der Fanabend war eine schlimme Enttäuschung. Alle Anwesenden (90% Deutsche) waren schon zum wiederholten Male auf einem Worldcon gewesen und erzählten die ganze Zeit über ihre früheren Erlebnisse. Das Bier war warm.

Ich entdeckte Jack Strobness in einer Ecke und näherte mich ihm voller Bewunderung. Er sieht aus, als ob er regelmäßig auf Parkbänken übernachtet und riecht sehr streng. Strobness starrte mich an (er schien stark betrunken), beschwerte sich bei mir, dass hier nur "damn fucking Germans" auf dem Con wären. Dann bat er mich, ob ich ihm zur Klärung eines kleinen Missverständnisses mit den Veranstaltern 100 Pfund leihen könne, er würde sie mir umgehend wieder zurückgeben. Danach verschwindet er und ward nicht mehr gesehen.

Die Party löst sich irgendwie auf und ich gehe zurück ins Hotel

 

15. September

Meine Frustration hat sich etwas gelegt. Alles in allem war es trotzdem ein tolles Erlebnis. Ich freue mich schon auf den Fankfurt-Con im Oktober. Da werde ich endlich etwas zu erzählen haben.

 

8. Oktober

Was für eine Enttäuschung! Anscheinend war jeder einzelne Teilnehmer des Frankfurt-Cons auf dem Wordcon gewesen. Die Erzählungen wogen hin und her. Ein Teilnehmer berichtet von der nächtlichen Party mit dem fannischen Urgestein Jack Strobness, der mal wieder einem dämlichen Typen 100 Pfund aus der Tasche gezogen und dann Bier für alle bestellt habe.

Ich sehe meinen Freund Herbert, wie er jedem erzählt, dass er dieses Mal nicht auf den Worldcon gefahren sei, wo doch jeder Depp hingegangen ist.

Das sei nur etwas für Anfänger.

Die Frauen liegen ihm hingerissen zu Füßen.

 

 

 

 

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